12. Dezember
 

Soll ich Geld spenden?

Bei dieser Frage geht es grundsätzlich einmal um den Begriff der Barmherzigkeit. Den Auftrag zur Barmherzigkeit haben wir von Jesus erhalten: „Seid barmherzig, wie es auch euer Vater im Himmel ist“ (Lk 6,36). Das Geben von Almosen, also auch das Geld spenden für Menschen, die in Not sind, zählt zu den Werken der Barmherzigkeit, wobei Jesus darauf hinweist: „Wenn du Almosen gibst, dann soll deine linke Hand nicht wissen, was deine Rechte tut“ (Mt 6,3). Das heißt: Wenn du Geld spendest, dann ohne dabei großes Aufheben zu machen.
Tatsächlich praktizierten die Christen das Almosengeben von Anfang an. Der Apostel Paulus etwa bittet die reichen Gemeinden, die armen Gemeinden finanziell zu unterstützen.
Beim Geld spenden geht es aber nicht zuerst um die Höhe des Betrages, sondern um die Haltung der Barmherzigkeit und um die Solidarität mit denen, die ärmer sind als ich. Selbstverständlich entscheide ich selbst, ob und welchen Betrag ich spenden will. Dabei macht man oft die interessante Beobachtung, dass gerade diejenigen, die viel Geld besitzen, oft jene sind, die am wenigsten spenden wollen. Offenbar vernebelt der Reichtum den Blick für die Barmherzigkeit.
Daher ist es gut, wenn wir immer wieder durch Spendenaufrufe daran erinnert werden, uns mit der Frage auseinanderzusetzen, ob für uns Barmherzigkeit und Solidarität mit anderen überhaupt noch eine Rolle spielt oder nicht. Es geht bei solchen Spendenaufrufen also um eine Erinnerung, nicht aber um den moralischen Druck, dass nur der, der viel spendet, der Gute ist, und der andere der Böse. Die freie Entscheidung ist auch hier das oberste Kriterium. Nur aus Zwang barmherzig sein, ist sicher nicht der Sinn der Barmherzigkeit.
Dass es dabei nicht bloß um die Frage der Höhe einer Spende geht, zeigt uns das Beispiel der armen Witwe, die von Jesus gepriesen wird, obwohl sie im Vergleich zu den anderen nur ganz wenig gegeben hat (Mk 12,41-44).
Bei der Frage „Soll ich Geld spenden?“ geht es um meine Einstellung, die ich zu meinem eigenen Besitz habe, und um meine Haltung zu jenen, die ärmer dran sind als ich selbst. Und eines ist ebenso zu bedenken: Sowohl Franz von Sales als auch viele andere sind davon überzeugt, dass derjenige, der eine Spende gibt, dadurch mit Sicherheit nicht ärmer wird.

Franz von Sales

„Trenne dich also immer wieder von einem Teil deines Vermögens, indem du gern den Armen davon gibst. Was du von deinem Eigentum verschenkst, um das wirst du ärmer; je mehr du gibst, umso ärmer bist du. Allerdings wird es Gott dir zurückerstatten, nicht nur in der anderen Welt, sondern schon in dieser, denn nichts ist geeigneter, den irdischen Wohlstand zu vermehren, als das Almosengeben. Bis dir Gott alles vergolten hat, bist du freilich um das ärmer, aber welch heilige Verarmung bewirkt doch Almosengeben!“ (DASal 1,146; Introduction III,15)

Fragen zum Nachdenken

• Wir gut geht es mir finanziell?
• Verhalte ich mich solidarisch mit jenen, die weniger haben als ich?
• Was denke ich über die Barmherzigkeit?

Ein Herzensgebet durch den Tag

Es lebe Jesus und seine Barmherzigkeit.

P. Herbert Winklehner OSFS