3. Dezember
 

Kann ich in meinem Beruf heilig werden?

Diese Frage trifft ein Spezialgebiet des hl. Franz von Sales und er beantwortet sie eindeutig mit Ja! Selbstverständlich. Ein jeder Mensch kann dort, wo er lebt und arbeitet, heilig werden.
Damit ist allerdings nicht gemeint, immer möglichst viel Spaß zu haben, immer erfolgreich zu sein oder mehr Geld verdienen als die anderen. Heilig werden heißt, mit Gott und in seiner Gegenwart das Ziel des Lebens erreichen. Dieses Ziel ist jenes „Leben in Fülle“, das uns Jesus Christus verheißen hat (Joh 10,10), ein Leben bei Gott von Angesicht zu Angesicht, bei Gott, der die Liebe ist.
Die Aufgabe des Menschen besteht darin, dass er gerade in seinem Alltag, in seiner Alltäglichkeit und seiner gewöhnlichen Umgebung die Chancen erkennt, seinen Glauben zu leben, die Botschaft Gottes zu verkünden und zur Ehre Gottes zu handeln. Und das ist wirklich in jedem Beruf möglich, egal welches gesellschaftliche Ansehen dieser Beruf besitzen mag.
Um heilig zu werden, ist es also nicht notwendig, sich von der Welt zu verabschieden und sich in eine Einsiedelei zurückzuziehen. Im Gegenteil, wir sollen noch tiefer in die Welt eindringen, weil Gott selbst mich dazu berufen hat und mich dorthin gestellt hat, wo ich lebe und arbeite.
Frömmigkeit, so sagt Franz von Sales, hat sich an den Beruf und den Alltag anzupassen und nicht umgekehrt. Wenn mich eine fromme Übung daran hindert, meinen Beruf und meinen Alltag gut zu leben, dann ist diese fromme Übung nicht sinnvoll.
Der hl. Franz von Sales wird mit Recht Mystiker des Alltags und des Berufes genannt, weil er den Menschen einen Weg zeigt, ihren Beruf und ihren Alltag als Mittel zur Heiligkeit zu sehen. Dort, wo ich lebe und arbeite, ist das bevorzugte Feld Gottes, auf dem er mir begegnen möchte, auch oder vielleicht sogar vor allem dann, wenn mir dies auf den ersten Blick als gar nicht möglich erscheint, weil vieles an meiner berufliche Situation dagegen spricht. Gott will mir gerade da beistehen und helfen.
Damit wir Gottes Gegenwart nicht vergessen, empfiehlt Franz von Sales, sich am Beginn einer jeden Tätigkeit bewusst zu machen, dass Gott bei mir ist, egal ob ich mich im Büro, Klassenzimmer, auf dem Feld, in der Küche, am Fließband, bei der Akkordarbeit, bei der Putzkolonne, im Auto oder vor dem Computer befinde. Gott ist in meinem Alltag dabei. Diese einfache Übung des Sich-bewusst-Machens, dass Gott bei mir ist (das dauert zwei Sekunden, ich brauche nur zu sagen: Gott, du bist jetzt mei mir!), ist der erste Schritt, um in meinem Beruf heilig zu werden.

Franz von Sales

„Nein, echte Frömmigkeit verdirbt nichts; im Gegenteil, sie macht alles vollkommen. Verträgt sie sich nicht mit einem rechtschaffenen Beruf, dann ist sie gewiss nicht echt.“ (DASal 1,37; Introduction I,3)

Fragen zum Nachdenken

• Glaube ich, dass mein Beruf das Feld ist, auf dem ich heilig werden kann?
• Versuche ich, mir am Beginn meiner Arbeit Gottes Gegenwart bewusst zu machen?
• Glaube ich, dass Gott mir in meiner Arbeit beisteht – vor allem in den schwierigen Situationen?

Ein Herzensgebet durch den Tag

Es lebe Jesus – Er ist immer an meiner Seite.

P. Herbert Winklehner OSFS