25. Dezember
 

Warum feiern wir Weihnachten?

Die Basilika von AnnecyDas letzte Fest, das der hl. Franz von Sales in seinem irdischen Leben feierte, war das Weihnachtsfest. Er starb am 28. Dezember 1622, am Fest der Unschuldigen Kinder. In seinem Buch „Abhandlung über die Gottesliebe (Theotimus)“ beschäftigte er sich auch mit der Frage, warum Gott Mensch wurde. Geschah dies deshalb, weil der Mensch gesündigt hat und Gott ihn deshalb von der Sünde erlösen wollte? Oder wäre Gott auch dann Mensch geworden, wenn es den Sündenfall des Paradieses nicht gegeben hätte? Franz von Sales kommt zum Ergebnis (das in der Lehre der Katholischen Kirche noch heute Gültigkeit besitzt), dass Gott von allem Anfang an plante, Mensch zu werden, unabhängig davon, wie sich sein Geschöpf einmal verhalten wird. Der Grund, den Franz von Sales nennt, ist auch der Grund, warum wie Weihnachten feiern: Weil Gott die Liebe ist und Liebe will eben ganz nahe bei dem sein, den sie liebt. Die Liebe ist also der Grund, warum Gott Mensch wurde – nicht, weil der Mensch gesündigt hat. Weil Gott uns liebt, wollte und will er jedem von uns ganz nahe sein. Weil Gott uns liebt, daher war und ist er bereit, alles für uns zu tun, damit wir das Leben in Fülle erhalten. Weil Gott uns liebt, daher war und ist er bereit, für uns sein Leben hinzugeben, denn es gibt keine größere Liebe als die, wenn einer sein Leben gibt für sein Freunde.
Das Altarbild der Basilika von AnnecyDer hl. Franz von Sales ist zusammen mit der hl. Johanna Franziska von Chantal in der Basilika der Heimsuchung in Annecy, Frankreich, begraben. Das Mosaik des Hochaltares möchte genau diese unendliche Liebe, mit der Gott uns Menschen von allem Anfang an bis heute und in alle Ewigkeit liebt, ins Bild bringen. Es zeigt die Dreifaltigkeit, Gott Vater, Gott Sohn und Gott Heiliger Geist. Es zeigt Jesus am Kreuz, dessen Gesicht in dieser unendlichen Liebe erstrahlt, die er für uns Menschen empfindet - selbst noch am Kreuz.
Um ihn stehen jene vier Menschen, die als erste diese Liebe in all ihrer Größe erkannt haben und daher nicht von der Seite Jesu gewichen sind. Maria, die Mutter Jesu; Maria Magdalena, die Sünderin, der Jesus vergeben hat; der Apostel Johannes, der Lieblingsjünger, der in seinem Evangelium und in seinen Briefen nichts anderes verkündet, als die Liebe Gottes; und schließlich die unbekannte andere Maria, die Frau des Klopas, von der wir nur diese eine Tatsache wissen, dass sie Jesus nicht verlassen hat, als er zum Tod verurteilt wurde. Diese Unbekannte könnten auch wir sein, wenn wir bereit sind, Jesus ebenso zu lieben, wie er uns liebt – und ihn auch dann nicht zu verlassen, wenn es einmal nicht so läuft, wie wir das gerne hätten.
Zu Füßen Jesu knien Engel. Sie fangen das Blut mit Kelchen auf und aus diesem Blut erwächst eine wahre Pracht blühender Rosen und anderer Blumen. Diese Darstellung symbolisieren die Sakramente, in deren Mittelpunkt das Sakrament der Eucharistie steht. Die Sakramente sind Geschenke der Liebe Gottes an die Menschen – damit seine Liebe für uns immer neu spürbar wird, besonders natürlich im Sakrament der Eucharistie, der Sonne und dem Höhepunkt aller geistlichen Übungen, wie Franz von Sales schreibt. Aus dieser Liebe erwachsen zahllose weitere Blumen, die vielen kleinen Tugenden, die uns Menschen dazu befähigen, auf die Liebe Gottes zu uns die entsprechende Antwort zu geben.
Der Tabernakel der Basilika von AnnecyNeben dem Hochaltarbild findet sich auch der Tabernakel, der das Allerheiligste Altarssakrament aufbewahrt. Dieser Tabernakel ist umgeben von der Wurzel Jesse, also dem Stammbaum Jesu, der uns wieder zurückbringt zum heutigen Weihnachtsfest: Von allem Anfang an hat Gott geplant, Mensch zu werden, weil er die Liebe ist und uns Menschen liebt. Der Stammbaum Jesu will uns diesen Ewigen Liebesplan Gottes in Erinnerung rufen. „Welch unfassbares Geheimnis“, so schreibt Franz von Sales, „stellt doch diese Geburt Jesu dar“. Es ist dieses unfassbare Geheimnis, dass Gott die Liebe ist – und genau das ist der Grund, warum wir Weihnachten feiern: Weil Gott uns liebt.

Ein gesegnetes Weihnachtsfest und Gottes liebende Begleitung im Jahr 2007

Franz von Sales:

„Betrachten wir, wie Gottes Güte uns von Ewigkeit her zärtlich liebte“ (DASal 4,309; Traite XII,9)

Fragen zum Nachdenken:

• Warum feiere ich Weihnachten?
• Fühle ich mich von Gott geliebt?
• Was bedeutet es für mich, dass Gott die Liebe ist?

Ein Herzensgebet durch den Tag:

Es lebe Jesus, der mich liebt.

P. Herbert Winklehner OSFS
VORHERIGER TAG | ÜBERSICHT | NÄCHSTER TAG