1. Dezember
 

Wie kann / soll ich beten?

Wer diese Frage beantworten will, sollte zunächst wissen, was Gebet überhaupt ist. Der hl. Franz von Sales liefert uns dafür eine sehr einfache, aber wirkungsvolle Erklärung: Gebet ist Reden mit Gott. Das heißt: Die Frage „Wie kann / soll ich beten?“ klingt nach dieser Erklärung so, als wenn ich frage: „Wie kann / soll ich reden?“
Genau das ist dann die Antwort, die Franz von Sales gibt: Unterhalte dich mit Gott, wie du dich mit Menschen unterhältst. Mach dir zunächst bewusst, dass Gott da ist, du dich also in seiner Gegenwart befindest. Stell dir vor, Gott kommt zu dir wie ein guter Freund oder eine gute Freundin – und dann fang an, mit ihm das zu besprechen, was dir auf dem Herzen liegt. Ganz einfach. Erzähl ihm, was es Neues gibt, erzähl ihm deine Sorgen, lobe, preise, danke, klage, bitte, frage – so wie dein alltägliches Reden eben abläuft. Du kannst natürlich auch einmal schweigen, weil dir die Worte im Hals stecken bleiben – oder weil du die Ruhe der Gegenwart Gottes genießen willst.
Beten ist also genauso einfach oder genauso schwierig wie das Reden.
Eine Besonderheit gibt es jedoch in der Gebetslehre des hl. Franz von Sales auch: Jedes Gebet, besonders aber das Bittgebet, soll mit Vertrauen abgeschlossen werden: „Gott, ich vertraue dir, was auch immer kommen mag.“ Der evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer hat dies wunderbar zum Ausdruck gebracht: „Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist mit uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“

Franz von Sales:
„Das Gebet ist das intime Zwiegespräch mit Gott“ (DASal 5,378, vgl. OEA XIV,109-111)

Fragen zum Nachdenken:

  • Was halte ich davon, dass Gebet einfach Reden mit Gott ist?
  • Wie sieht mein Gebetsleben aus?
  • Schaffe ich es, am Ende meines Betens zu sagen „Gott, ich vertraue dir “?

Herzensgebet durch den Tag:

Es lebe Jesus – ich vertraue dir.

P. Herbert Winklehner OSFS
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